WAS UNS SO BLÜHT: Marktgeplauder

Wenn am Markttag der Wecker um 4.45 klingelt, weiss ich normalerweise nicht mehr, warum ich mich am Vortag noch so gefreut habe. Diesmal hatte die Vorfreude bereits um Mitternacht nachgelassen, als ich einmal mehr das Klebeband nicht finden konnte.

Das Klebeband fehlt am Vorabend von 90 Prozent der Markttagen. Das ist so, weil ich in unserer Familie diejenige mit dem besten Klebeband bin. Ich habe mir dieses Klebeband aus dem eigenen Marktgeld und auschliesslich für den Markt gekauft. Es ist von diesem matten, teureren Band und hat einen gewichtigen Spender mit scharfer Klinge. Das ist nötig, weil ich in der Lage sein muss, die Klebebandstücke einhändig vom Spender abreissen zu können, während ich mit der anderen das Papier eines eingewickleten Strauss oder Kranzes fixiert halte.

Für einen Markttag kein Klebeband zu haben ist also keine Option. Aber offenbar meine einzige...

Als der Wecker wenige Stunden später klingelte war ich also nicht nur müde, sondern hatte auch noch immer kein Klebeband. Ich trank einen doppelten Espresso und stopfte zwei Rollen Abdeckband in meinen Rucksack. Ich würde mich bei jedem einzelnen Kunden persönlichen entschuldigen müssen für meine unwürdige Art, zerbrechliche Naturschätze auf eine solche rohe Art zu verpacken...

Die Schachteln und Kisten die nebst dem Klebeband auf den Markt mussten, hatte mein hilfsbereiter Mann bereits am Vortag in den unteren Stock getragen (während ich das Klebeband suchte). Gemeinsam schichteten wir nun alles in den Fahrradanhänger  ein und merkten, dass wir wegen der Menge der Kränze diesmal dreimal zum Marktplatz und zurück würden marschieren müssen. Mehr lag zeitlich auch gar nicht drin. Danach musste mein Mann auf den Zug um rechzeitig vor seiner Schulklasse zu stehen. 

Sobald ich merkte, dass zeitlich alles aufgehen würde, erwachte auch die Marktfreude wieder. Ganz gross wurde sie aber erst,  als unser Sohn anrief und mir in beschämten Ton mitteilte, dass er mein Klebeband nun doch noch in seinem Zimmer gefunden hätte. Der Spender sei zwar leer, aber wisse wo es noch eine Ersatzrolle liege. Zwar sei sie nicht vom guten Klebeband, sondern vom dummen, schmalen, glänzenden.  Ob das etwas ausmache? Er würde es mir noch vor der Schule vorbeibringen. 

Das tat er dann auch und ich war pünktlich bereit den erst Trockenstrauss zu verpacken und einer strahlenden Stammkundin auszuhändigen. Ich genoss es, den ganzen Tag immer wieder von den Blumen, die ich von der Knospe bis zur Blüte gepflegt und beobachtet hatte, an Kundinnen und Kunden weitergeben zu können.

Immer wieder schaute ich auch gegen den Himmel und stellte dankbar fest, dass der Herbstwind Wolken gar nicht erst über dem Marktplatz innehalten liess. Wir- die Kunden, die Blumen und ich- würden also trocken bleiben.

Einige Male schaffte es der Wind, die Kerzen auszublasen. Aber ich zündete sie mmer wieder an. Aufgeben lohnt sich meistens nicht. Allerdings sollte man beim Hantieren mit Zündhölzern besser aufpassen als ich es tat und keinen Kranz anzünden.

Allerdings sollte man beim Hantieren mit Zündhölzern besser aufpassen als ich, und keinen Kranz anzünden. (Wie ich es tat.)Sie brennen extrem gut. Aber zu einem langen Markttag gehört ein kleiner Schreckensmoment eigentlich fast mit dazu...jedenfalls bei mir.

Wie immer kamen die Marktbesucher schubweise. Ein Phänomen, das man nicht vollständig erklären kann. Aber ich geniesse diese ruhigen Phasen jeweils auch. Markt sollte nicht stressig sondern möglichst "zeitlos" sei.

Alles in allem war es einfach wieder ein langer aber wunderschöner Markttag. Man nimmt jedes Mal viel mehr mit Hause, als das frisch verdientes Geld. Das Schönste ist die Freude im Gesicht der Kundinnen und Kunden zu sehen, die Freude die man beim Fertigen der Kränze selbst empfunden hatte...

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